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Rückblicke

Ultreia – Das erste Vernetzungstreffen im Netz

Bernd Mayr, TGM-Professor i. R., nimmt uns mit auf eine Reise – seine Pilgerreise nach Santiago de Compòstela

Corona zwingt uns alle, daheim zu bleiben. Graue und triste Novembertage wecken die Sehnsucht nach Farben und Sonne. Wir suchen nach einer Abwechslung zum Fernseh­abend und den alltäglichen, immer gleichbleibenden, unerfreulichen Nachrichten.

Da kommt die Einladung für den Abend des 11. November gerade recht! Schon lange als Vortrag im Exnersaal geplant, immer wieder verschoben und nun der Beginn einer neuen Ära: OStR Ing. Mag. Bernd Mayr, TGM-Professor i. R. und Vorstandsmitglied des Technologenverbands, hält das erste digitale Vernetzungstreffen in der Geschichte des Verbands der Technologinnen und Technologen ab.

Reisevorbereitungen

Wir tauschen den Exnersaal gegen unser Wohnzimmer, die Holzstühle gegen unsere Couch, wir machen es uns gemütlich, legen die Beine hoch – auch die Katze darf dabei sein – und starten unsere Laptops und Beamer, nehmen das Tablet zur Hand und vielleicht ein Glas Rotwein.

Der für manche erste Einstieg in den Vortrag mit GoToWebinar ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, wir werden um Geduld gebeten – das Vernetzungstreffen beginnt in Kürze – und gleichzeitig über die Funktionen des Webinar-Tools informiert. Pünktlich um 18 Uhr geht es los, Stefan Strömer, Chefredakteur des technologen, begrüßt alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen – über 30 sind es – und erklärt kurz den Ablauf des Abends. Wir können schriftlich Fragen stellen, die an den Vortragenden weitergeleitet werden, und in der Pause sowie am Ende der Präsentation werden die Mikrofone für alle Teilnehmenden daheim freigeschaltet, damit eine Diskussion möglich wird. Auch während des Vortrags können wir uns in Form von Kurzumfragen einbringen, was den Abend interaktiver macht.

Die Reise beginnt

Und dann geht es schon los: Stefan Strömer übergibt das Wort an Bernd Mayr, dieser begrüßt uns mit der Vorstellung seiner Person und einem seiner Aquarelle: „Pilgrim“ – ein Selbstbildnis, gemalt im März 2019 kurz vor seinem Aufbruch am 22. April zu seiner Pilgerfahrt mit dem Fahrrad. In den nächsten eineinhalb Stunden nimmt er uns mit auf diese Reise, wir sehen was er einpackt und seinen Aufbruch, wir begleiten ihn quer durch Europa. So abwechslungsreich wie die Landschaft sind auch das Wetter (sogar Schnee ist dabei) und die Unterkünfte (der Übernachtung im Wald macht das Schweizer Hotel Konkurrenz, oder ist es umgekehrt?).

Wer von uns bereits als Pilger unterwegs war, will Bernd wissen. Ein Drittel der Teilnehmer und Teilnehmerinnen antwortet mit Ja, drei von ihnen waren sogar schon in Santiago de Compòstela. Heute Abend kommen wir alle dorthin, und das ganz bequem und im Warmen, während Bernd immer wieder Wind und Wetter ausgesetzt ist. „Hat das Wetter einen großen Einfluss auf Deine Abenteuerlust?“, fragt Bernd in einer Kurzumfrage. 35 Prozent antworten mit „Nein, eigentlich nicht“, ein leichtes Versprechen von der kuscheligen Couch aus. Nur 20 Prozent lassen sich von Regen und Schnee von ihren Unternehmungen im Freien abhalten, Bernd zählt gewiss nicht dazu.

Zeit für eine Pause

Wir durchqueren mit Bernd gemeinsam die Schweiz und Frankreich, 800 Kilometer vor Santiago machen wir eine Pause – Zeit, um Fragen zu stellen, wie etwa zur technischen Aus- und Umrüstung des Fahrrades. Dann geht es schon wieder weiter, ganz Spanien liegt noch vor uns. Wir lernen Arnaldo aus Brasilien und Michael aus Wien kennen, hören von vielen verschiedenen Tieren entlang des Jakobswegs – von Hunden, Schweinen, Schafherden bis zu den vielen Kühen, mit denen sich trefflich plaudern lässt – und denken darüber nach, wie es ist, auf sich alleine gestellt zu sein. Fast gleich viele Antworten auf diese Frage gibt es für „Finde ich schön“ und „Geht so“, kaum jemand findet das „nicht gut“. Aber alle gemeinsam genießen wir die wundervollen, farbenfrohen und großartigen Landschaftsaufnahmen.

Das Ende einer sportlichen Reise

Die Zeit vergeht schnell, Bernd erzählt Anekdoten vom krähenden Hahn in Santo Domingo de la Calzada, von seinem schlechtesten Quartier (mit Läusen und Bettwanzen) und dem besten Eis und von der obligatorischen Stein-Niederlegung am Cruz de Ferro. Und dann sind wir da, es ist Montag, der 3. Juni, 18:03 Uhr, in knapp 90 Minuten haben wir 3.305 Kilometer und 34.250 Höhenmeter zurückgelegt – es fühlt sich gut an.

Für Bernd war die Reise sportlich, kulturgeschichtlich und spirituell. Für uns war sie kurzweilig, ein bunter Farbtupfen an einem grauen Novembertag, eine Ablenkung im Corona-Lockdown und für den einen oder die andere von uns vielleicht ein Anreiz, sich selbst einmal auf eine Pilgerreise zu begeben.

„Wie hast du für die Reise trainiert?“, „Was hast du auf der Reise über dich selbst gelernt?“, „Was zahlt man für solch eine Reise?“ – diese und andere Fragen werden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des ersten virtuellen Vernetzungstreffens im Anschluss an die Präsentation gestellt und beantwortet. Wir können einander nicht sehen, nur über die Mikrofone und Lautsprecher unserer Computer sind wir miteinander verbunden, irgendwo wird mit Weingläsern angestoßen. Das ist gewöhnungsbedürftig, neu für uns alle, aber es war ein guter Anfang für dieses neue Format. Mit ein bisschen Übung gelingt in Zukunft auch Vernetzung im Netz – lasst uns weitermachen, ganz im Sinne von Ultreia!

Reiseberichte und mehr

Wer noch mehr wissen will oder dem Pilger – auch auf seinen kommenden Pilgerreisen – folgen oder einen Blick in sein Atelier werfen möchte, dem seien die folgenden Links empfohlen:

Instagram, Facebook, Mail, Web (online: 01/2021)


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