13. Jänner 1954 – 16. Oktober 2020
Venit, vidit, vicit!
Leo Zehetner am TGM
Leo bewarb sich im Frühjahr 1981 um die Stelle eines Lehrers für den fachpraktischen Unterricht in der Werkstätte für elektronische Nachrichtentechnik am TGM. Der damalige Werkstättenleiter Prof. DI Gregori nahm ihn mit großer Freude auf und so begann Leo im September 1981 zu unterrichten. Durch seine freundliche, nette und humorvolle Art, durch sein sonniges Wesen und sein spitzbübisches Lächeln gewann er im Nu die Herzen seiner Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schüler. Innerhalb kürzester Zeit war er ein hochgeschätztes Mitglied im Kollegenkreis im 15. Stock und darüber hinaus. Sein umfangreiches fachliches und theoretisches Wissen verschaffte ihm große Aufmerksamkeit im Unterricht und Wertschätzung bei Schülerinnen und Schülern, Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten.
Seine große und liebevolle Einstandsfeier am Vierkanthof seiner Eltern in Koplarn ging in die Geschichte des TGM ein. Heute noch erinnern wir uns gerne und mit lachendem Herzen an dieses Fest.
Leos Engagement außerhalb des Unterrichts
Leo war auch weit über den Unterricht hinaus engagiert und hilfsbereit in schulischen Belangen und immer öfter auch im privaten Bereich. So war er beispielsweise Gründungsmitglied des von Prof. Franz Fiala 1986 initiierten Vereins – PCC TGM. Robert Syrovatka, Franz Tripolt, Paul Ostermayer und Leo Zehetner waren eine beliebte Anlaufstelle für die Mitglieder der ersten Stunde.
Leo schrieb ein Programm, mit dem die immer umfangreicher gewordenen Finanzen dieses PC Clubs bestens abgerechnet und dargestellt werden konnten. Dieses berühmt gewordene d-Base Programm wurde noch zusätzlich jahrelang in unserem Absolventenverband eingesetzt und fand weiters den Weg bis zum FC Tulln. Leo war auch in den Ferien sehr aktiv. Im Sommer 1988 verbrachte er mit seinem besten Freund sieben Wochen in Amerika. Oft erzählten sie von der bis dahin schönsten und interessantesten Reise ihres Lebens.
Leos Kulturzentrum in seinem Heimatort Koplarn
1989 übernahm Leo den neben seinem elterlichen Bauernhof gelegenen Vierkanthof. Mit unvorstellbar großem Einsatz restaurierte er liebevoll diesen Hof und machte aus einer Ruine ein Schmuckstück. Mit seiner großen Liebe seines Lebens, Maria – die Hochzeit war 1997 – baute er seinen Hof zu einem Kulturzentrum aus. Beide waren der Musik und der Kunst sehr nahe. 1996 fand das erste Kulturhoffest statt, unzählige Theateraufführungen, Vernissagen, Bergrettungs-Heurige, Kunsthandwerksmärkte und Hochzeiten folgten. Seine Beziehung zur Kunst zeigte Leo auch durch seine zahlreichen, von ihm gemalten Aquarelle. Ein von ihm gemaltes Bild des TGM zierte viele Jahre lang die Titelseite des TGM-Jahresberichts. Übrigens die schönste Darstellung des TGM.
So nebenbei nahmen Maria und Leo auch einen jungen afghanischen Flüchtling bei sich auf. Masih war nach abenteuerlicher Flucht in Wien gelandet und wurde an die Hauptschule, an der Maria unterrichtete, zugeteilt. Maria und Leo nahmen den Jungen unter ihre Obhut. Sie sorgten dafür, dass er schnell Deutsch lernte und die Hauptschule gut abschließen konnte. Dann wurde er im TGM aufgenommen. Masih lernte so ehrgeizig, dass er bald Klassenbester war und nach fünf Jahren die Matura mit ausgezeichnetem Erfolg ablegte.
Leo an der HTL St. Pölten
2001 wechselte Leo vom TGM in die HTL St Pölten. Nicht nur die Nähe zu seinem Domizil in Koplarn war hier ausschlaggebend. Wenn Sie den Nachruf von Dr. Daniel Asch (HTL St. Pölten) lesen, dann lesen Sie den Gleichklang mit meinem Empfinden. „Er hat nachhaltige Spuren im Leben vieler junger aber auch persönlich reiferer Menschen hinterlassen. Ja, man schaut in strahlende Gesichter, wenn Leos ehemalige Schülerinnen und Schüler von „akademischen Gustostückerln“ bzw. pädagogischen Maßnahmen aus dem Blockbuster Klassenzimmer von und mit Leo berichten. Geschichten von Menschen, die Leo fachlich – aber sicher auch persönlich – gebildet hat.“
Sein überdurchschnittliches Engagement als Pädagoge wurde im Jahr 2007 mit der Verleihung des Berufstitels „Studienrat“ großartig gewürdigt. Im Jänner 2019 ging er in Pension. Das Schicksal gönnte ihm die so ersehnte Zeit mit seiner Maria nicht, sie starb nach schwerer Krankheit im April 2020.
Mit von Trauer erfülltem Herzen verabschiede ich mich und bedanke mich für die besondere Zeit mit Dir.
Norbert Pay