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technologe #239o

Corona, der Zwang zur digitalen Schule

Der Schüler Benjamin Philipp aus der 3A-Klasse der Höheren Lehranstalt für Informationstechnologie berichtet über seine Beitrag zu einem erfolgreichen Unterricht zu Hause während der Corona-Zeit. Er hat einen Discord-Server für alle dritten Klassen seiner Abteilung eingerichtet.

Als die Vorboten der Corona-Krise in Österreich ankamen, da lag ich selbst gerade mit einer atypischen Lungenentzündung im AKH Wien. Auf Anordnung des Gesundheitsministeriums wurde bei mir ein Corona Test durchgeführt, der negativ war. Nach fünf Wochen Abwesenheit dann wieder in der Schule, am TGM-Wien, war mein schulischer Rückstand durch den Aufenthalt im Krankenhaus bedenklich angewachsen.

Am Dienstag den 10. März, meinem ersten Tag am TGM, begann ich meine persönliche Aufholjagd zu starten, um den versäumten Stoff rasch nachzuholen. Leider hatte ich die Rechnung ohne das Corona-Virus gemacht, denn dieses breitete sich weltweit immer rasanter aus.

Es gab bereits Gerüchte, dass die Schulen landesweit geschlossen werden könnten, aber ich hatte nicht angenommen, dass alles so schnell ablaufen würde. In meiner ersten Schulwoche wurde auf Anordnung der Bundesregierung bekannt gegeben, dass das TGM und auch alle anderen Schulen ab Montag, den 16. März, geschlossen werden. Digitaler Unterricht sollte nun die persönliche Anwesenheit ersetzen.

Ich besuche im TGM die dritte Klasse der Höheren Lehranstalt für Informationstechnologie (IT) im Rahmen des Lernbüros, eine Schulform, die viele gar nicht kennen werden. Das Lernbüro ist eine erfolgreiche Innovation unseres Abteilungsvorstandes Dr. Gottfried Koppensteiner. Es gibt im Lernbüro keinen Frontalunterricht, sondern die Schüler müssen sich die Inhalte modular eigenständig erarbeiten. Dazu gibt es Module mit Aufgaben und regelmäßigen Abgabegesprächen.

Während der Schulschließung aufgrund der Corona-Krise sind wir als Schüler des Lernbüros klar im Vorteil. Der ganze Lehrstoff steht uns digital zur Verfügung. Aber wie sollten wir digital die gesamte Kommunikation und unsere Abgabegespräche durchführen?

Ich dachte mir, dass der Einsatz eines gut strukturierten Discord-Servers diese Anforderungen erfüllen könnte. Noch am letzten Schultag vor der Schließung konfrontierte ich Professor Rafeiner-Magor, er unterrichtet Softwareentwicklung bei uns, mit meinem Vorschlag. Er unterstützte meine Idee sofort. Ich sprach zusätzlich mit anderen Lehrkräften und auch ihr Feedback war durchwegs positiv. Am selben Tag noch setzte ich mich an meinen Computer, um einen Discord-Server für meine Klasse 3AHIT aufzusetzen.

Discord bietet die Möglichkeit, einen standardmäßig öffentlichen Server als privat zu deklarieren. Jeder Teilnehmer bekommt einen privaten Link als Zutrittsschlüssel. Nachdem er die festgelegten Regeln (nur Schulinhalte sind erlaubt, Sichtbarkeitsgrenze des Schülernamens für den Datenschutz) mittels Agree-Command akzeptiert, erhält er über einen Discord-Bot Zugriff auf die angelegte Serverstruktur.

Die Serverstruktur

Der Server unterteilt sich in die einzelnen Unterrichtsfächer.

#general
Pro Unterrichtsfach gibt es einen allgemeinen Textkanal, in dem die Lehrkräfte Aufgaben und Mitteilungen an ihre Schüler verteilen können.

#faq
Für die Schüler gibt es einen Fragekanal, auf dem jeder Fragen an die Lehrkräfte des zugeordneten Faches deponieren kann.

Weiters gibt es fünf Sprachkanäle:

#Unterricht
Einen Sprachkanal für den Unterricht durch Lehrkräfte.

#Abgabegespräch 02
Ein Sprachkanal für Einzelabgabegespräche mit einem Schüler.
(Privater Chatroom für max. zwei Personen)

#Abgabegespräch 05
Ein Sprachkanal für Gruppenabgabegespräche mit max. vier Schülern.
(Privater Chatroom für max. fünf Personen)

#Lerngruppe 1
Erster Sprachkanal für gemeinsames Lernen einer Schülergruppe
(Privater Chatroom ohne Limitierung der Anzahl der Teilnehmer)

#Lerngruppe 2
Zweiter Sprachkanal für gemeinsames Lernen einer Schülergruppe
(Privater Chatroom ohne Limitierung der Anzahl der Teilnehmer)

Natürlich ist diese Serverstruktur jederzeit beliebig erweiterbar.

Einzelne Rollen ordnen den Teilnehmern Nutzungsrechte zu, welche sich im Wesentlichen auf erweiterte Rechte von Lehrkräften und Standardrechte von Schülern beschränken.

Im ersten Schritt habe ich den derart strukturierten Discord-Server für meine eigene Klasse 3AHIT realisiert. Nachdem ich den privaten Zutrittsschlüssel versandt hatte, lief alles überraschend schnell. Es haben sich laufend Lehrkräfte und auch meine Mitschüler zur Verwendung des Servers registriert. Der Discord-Server ist voll im Einsatz und funktioniert gut, obwohl die Netze in Österreich stark belastet sind.

Bereits nach einem Tag wurde ich von einer weiteren Lehrkraft ersucht, unseren Discord-Server um eine zusätzliche Schulklasse des Lernbüros zu erweitern. Mittlerweile deckt der Server sogar drei Schulklassen des Lernbüros am TGM Wien ab.

Der Serverbetrieb läuft immer noch ohne Probleme und ich hoffe, dass wir mit dieser digitalen Plattform trotz dieser schlimmen Krise unser Schuljahr erfolgreich abschließen können.

Ich wünsche uns allen, dass wir bald gesund und ohne Schaden ans TGM zurückkehren können.

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